Der belgische Symbolismus
Über die Ausstellung
Der lustvolle Blick in den Abgrund, der übersteigerte Ästhetizismus einer übersättigten Gesellschaft, die sich zugleich in der Krise wähnte, der morbide Reiz zwischen Thanatos und Eros dies sind Themenfelder in der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere im belgischen Symbolismus ihren Ausdruck fanden.
Gegen die Entwicklung des Oberflächenreizes von Naturalismus und Impressionismus formiert sich in den 1880er Jahren eine neue Kunstströmung, deren Kennzeichen die Sinnlichkeit, Magie, tiefgründige Bedeutsamkeit wie auch die Irrationalität ist. Der Symbolismus enthält hierin bereits vielfach eine künstlerische Vorwegnahme der Traumdeutung von Freud, dessen gleichnamige Studie 1899 erschien.

Jean Delville, Porträt von Madame Stuart Merill / Mysteriosa | Kreide, Pastell, und Farbstift auf Papier, 40 x 32,1 cm | Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel © RMFAB, Brussels, Foto: J. Geleyns – Art Photography
Das Spezifikum des belgischen Symbolismus ist eine Vorliebe für eine morbide und dekadente Motivik. Schon um die Jahrhundertmitte werden mit Antoine Wiertz Tod und Verfall zu Leitmotiven in der Kunst, die sich bis zu Bildhauern wie George Minne und dem Meister des Absurden James Ensor verfolgen lassen. Angeregt durch die zeitgenössische Literatur, versuchten die Künstler um 1900 eine neue Mystik mit einem extravaganten und kostbaren Stil zu verbinden wie es etwa Charles van der Stappen in seiner Bildhauerei durch die Kombination edler Materialien gelingt. Zur zentralen Gestalt avanciert in diesem Kontext die femme fatale als Ausdruck von Überfluss und Wollust etwa im Werk von Fernand Khnopff. Bei Felicien Rops oder auch Jean Delville gesellt sich hier der Aspekt des Esoterischen und Dämonischen hinzu. Der Symbolismus beeinflusste aber nicht allein das Portrait und Figurenbild, sondern schlug sich als paysage symboliste auch in der Landschaftsmalerei etwa von William Degouve de Nuncques und Fernand Khnopff nieder ebenso wie in den unheimlich erscheinenden Interieurs eines Leon Spilliaert, Xavier Mellery und Georges Lebrun.
Während der Impressionismus heute in nahezu allen Facetten und in den jeweiligen landesspezifischen Charakteristika erforscht und gewürdigt wurde, steht eine differenzierte Betrachtung des Symbolismus bis heute aus. Neben dem französischen Symbolismus, der als Ursprung und Inspiration gleichgearteter Bestrebungen auch in Deutschland betrachtet wird, stand die Ausprägung dieser Kunstströmung in Belgien bislang weniger im Fokus des Interesses. Dies zu Unrecht, denn von hier gingen viele Impulse für den Symbolismus aus: hierher kamen die in Paris erfolgreichen und einflussreiche Literaten wie Maurice Maeterlinck und Georges Rodenbach, während Brüssel zugleich die europäische Drehscheibe für Ausstellungen unterschiedlichster Kunststile war und an der Etablierung und Verbreitung des Symbolismus hohen Anteil hatte. Belgien fungierte in vielen Bereichen der Kunst als Scharnier zwischen England und dem Kontinent, ebenso war die Achse Paris-Brüssel besonders eng. Mit Les Vingt, dem Salon für zeitgenössische belgische und internationale Kunst, bot sich zwischen 1883 und 1893 in Brüssel eine neue Bühne, die unter anderen die Belgier Ensor, Khnopff, Rysselberghe mit so unterschiedlichen Künstlern wie Cezanne, Crane, Gauguin, Seurat, van Gogh, Klimt und McNeill Whistler zusammenbrachte.
Die Ausstellung will dieses Spektrum an bislang wenig bekannten belgischen Positionen einem breiten Publikum als eine wichtige Referenz für den europäischen Symbolismus von Gustave Moreau über Arnold Böcklin und Max Klinger bis zu Gustav Klimt und Edvard Munch vorstellen.

Albert Bertrand (nach Félicien Rops), Pornokrates, 1896 | Kolorierter Stich nach Aquarellvorlage, 69,5 × 45,6 cm | Sammlung Musée Félicien Rops, Province de Namur © Musée Félicien Rops, Province de Namur
„Dekadenz und dunkle Träume“ ist die Ausstellung des Jahres.
Tagesspiegel, 17.09.2020
„Dekadenz und dunkle Träume“ ist ein Liebeswerk, (…) ein Monument der Hingabe eines Experten an ein Thema.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2020
Den Berliner Freunden der Nationalgalerie kann man (…) rückhaltlos zu einem gelungenen Blockbuster gratulieren.
Süddeutsche Zeitung, 26.09.2020
Fantastische Ausstellung.
Welt am Sonntag, 20.09.2020
Eine grandiose Berliner Ausstellung verführt (…) zum Vergleich der Lebensgefühle von damals und heute.
Berliner Zeitung, 19./20.09.2020
Die wirklich großartige Ausstellung (…) macht Belgiens Bedeutung für die Symbolisten (…) überzeugend deutlich.
Deutschlandfunk, 20.09.2020
Die Vielfalt an Bildschöpfungen dieser Ausstellung allein lohnt schon den Weg.
rbb Kultur, 17.09.2020
Besuch planen
LAUFZEIT
18. September 2020 – 17. Januar 2021
AUSSTELLUNGSORT
Alte Nationalgalerie
Staatliche Museen zu Berlin
Museumsinsel Berlin
Bodestraße 1-3
10178 Berlin
EINTRITT
Regulär: 12 Euro
Ermäßigt: 6 Euro
Eintritt inkl. Audioguide
VERKEHRSVERBINDUNGEN
U-Bahn U6 (Friedrichstraße)
S-Bahn S1, S2, S25, S26 (Friedrichstraße); S3, S5, S7, S9 (Hackescher Markt)
Tram M1, 12 (Am Kupfergraben); M4, M5, M6 (Hackescher Markt)
Bus TXL (Staatsoper); 100, 200 (Lustgarten); 147 (Friedrichstraße)
DIENSTLEISTUNGEN
Café/Buchhandlung/Kostenlose Garderobe
ÖFFNUNGSZEITEN
SONDERÖFFNUNGSZEITEN AN FEIERTAGEN
Tag der Deutschen Einheit (Sa 03.10.2020) und Weihnachten (Do 24. – Sa 26.12.2020) jeweils 10 – 18 Uhr
Silvester (Do 31.12.2020): geschlossen
Neujahr (Fr 01.01.2021): 12 – 18 Uhr
Bildung und Vermittlung
Vier im Museum
Exklusive Führungen in der Sonderausstellung
Dauer: 60 Minuten
Deutsch: 90 € zzgl. Eintritt
Englisch: 100 € zzgl. Eintritt
max. 4 Teilnehmer
Eins zu Eins
Kunstvermittler*innen laden Sie zu außergewöhnlichen Zwiegesprächen in die Sonderausstellung Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus ein. Die geltende Abstandsregelung wird hierbei zum Format. Halten Sie Ausschau! Sie finden die Ansprechpartner*innen in den Ausstellungsräumen der Ausstellung. Bitte beachten Sie, dass der Besuch der Museen ausschließlich mit einem Zeitfensterticket möglich ist.
Freitag, 18.9. / 25.9. / 2.10. / 9.10. / 16.10. / 23.10. / 30.10. / 6.11. / 13.11. / 20.11. / 27.11. / 4.12. / 11.12. / 18.12.2020 / 1.1. / 8.1. / 15.1.2021, jeweils 15 -17 Uhr
Teilnahmegebühr: Kostenfrei mit Eintrittsticket
Begrenzte Teilnehmerzahl.
Bitte buchen Sie ein Online-Eintrittsticket für den Zeitpunkt der Veranstaltung.
Akademie
Symbolismus. Vortragsreihe zur Sonderausstellung
Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich die Kunstströmung des Symbolismus heraus. Der Fokus der Vortragsreihe liegt auf dem belgischen Symbolismus und dessen Vorliebe für morbide und dekadente Motive. Die belgische Kunst wird im Kontext des europäischen Symbolismus dargestellt. Zudem wird ihr Einfluss auf Jugendstil, Expressionismus und Surrealismus aufgezeigt.
Referentin: Katharina Lippold
Donnerstag, 29.10. / 5.11. / 19.11. / 26.11.2020, jeweils 15 – 16 Uhr
Treffpunkt: Auditorium James-Simon-Galerie
Teilnahmegebühr: 32 €
Begrenzte Teilnehmerzahl.
Online-Buchung erforderlich: www.smb.museum/veranstaltungen
Werkbetrachtung
Donnerstag, 12.11. 2020 / Dienstag, 1.12.2020 / Donnerstag, 3.12.2020, jeweils 11.30 und 15 Uhr
Treffpunkt: Alte Nationalgalerie
Teilnahmegebühr inklusive Eintritt: 15 €
Teilnahmegebühr mit gültigem Eintrittsticket (Jahreskarte, Förderverein, ICOM etc.): 10 €
Begrenzte Teilnehmerzahl.
Online-Buchung erforderlich: www.smb.museum/veranstaltungen
Bitte buchen Sie direkt ein Online-Eintrittsticket hinzu.
INFORMATION UND BUCHUNG
Staatliche Museen zu Berlin
Bildung, Vermittlung, Besucherdienste
Tel +49 (0) 30 266 42 42 42 (Mo-Fr, 9-16 Uhr)
service@smb.museum
www.smb.museum
Das vollständige Bildungs- und Vermittlungsangebot der Staatlichen Museen zu Berlin finden Sie unter www.smb.museum
Katalog
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag ein Katalog. Der Katalog erscheint in einer deutsch- und einer englischsprachigen Version.
Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus
320 Seiten, 220 Abbildungen in Farbe
24,5 x 29 cm, gebunden
Herausgegeben von Ralph Gleis. Mit Beiträgen von J. Block, M. Brodrecht, Y. Deseyve, J. De Smet, M. Draguet, R. Gleis, A. Groenewald-Schmidt, H. Körner, I. Rossi, H. Todts.
Preis der Museumsausgabe: 32 Euro (regulär: 45 Euro)

Alte Nationalgalerie
Die Idee, in Berlins Mitte zwischen Stadtschloss, Dom und Universität eine „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“ entstehen zu lassen, geht auf Friedrich Wilhelm IV. zurück. Auch der architektonische Grundgedanke der heutigen Alten Nationalgalerie – ein hoch aufgesockelter, antikisierender Tempelbau – stammt vom König selbst.
Partner
Eine Ausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, mit Unterstützung der Königlich-Belgischen Kunstmuseen, ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.